Testbericht Siren Ray DH 12’6 mit Verdrängerbug

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Siren-Testbericht

Inflatable SUP Board mit Verdrängerbug – Was steckt hinter der Innovation des Siren Ray DH 12’6

Wir haben das neue Siren Ray DH 12’6 Board damals im Herbst vergangenen Jahres auf der Paddel-Messe in Nürnberg das Erste mal gesichtet und es kam aufgrund der eigenständigen, interessanten Shapeform auch gleich auf unsere Wunschliste. Im Frühjahr haben wir uns dann eines der Boards geschnappt um zu prüfen ob das neue, als grosse Innovation gefeierte Board den Erwartungen gerecht werden kann.

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Der grosse Verdrängerköper kennzeichnet das neue Siren Ray DH

Innovation weil: Es gehört zu den ersten (Serien-) Inflatables mit einer Art Verdrängerbug. Der Verdrängerkörper befindet sich in einer zweiten Luftkammer unter dem Bug. Siren verspricht sich dadurch eine höhere Geschwindigkeit durch die optimierte Verdrängung, einen besseren Geradeauslauf und eine höhere Sicherheit durch den Einsatz einer zweiten Luftkammer. Viele Versprechen, die es nun zu prüfen gilt!

Verdränger – Bisher nur den Hardboards vorbehalten…

An einem Verdrängerbug für Inflatables haben sich schon so manche mehr oder weniger die Zähne ausgebissen. Wirklich brauchbare, serienreife Produkte haben wir bisher zumindest noch nicht in die Hände bekommen. Entsprechend skeptisch beäugten wir auf der Messe dann auch das Board und bestellten erst einmal vorsichtig ein Testexemplar.

Die Tatsache das dass Board mittlerweile bei uns im SUP-Piraten Shop gelistet ist, verrät wahrscheinlich schon, das der Test erfolgreich verlaufen sein muss. Doch nun erst einmal eines nach dem anderem…


Unser Erster Eindruck:

Wir hauchen dem Shape mit der mitgelieferten Hochdruck-Pumpe Leben ein. Die Pumpe selbst ist eine alte Bekannte von Bravo. Einhub-Funktion mit externem Manometer. Hier hätte uns die neuere Generation als Doppelhub-Pumpe besser gefallen. Der Rucksack ist gut zu befüllen und besitzt 2 (grosse) Rollen. Super! Mit im Package ist ausserdem noch die Standard-Finne. Einem Board das so schnell und sportlich sein möchte wie das Siren Ray DH würde aber eine grossflächigere Finne, höherer Güte besser stehen.

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Unter der PVC-Klappe befindet sich das Ventil für den Verdränger. Schlecht: 0.5 psi sind so gut wie nicht messbar auf der SUP-Pumpe.

Hat man die Erste Kammer (den Shape) aufgepumpt, dann kommt die zweite Kammer (der Verdränger) welche man von unten separat befüllen muss. Diese Reihenfolge sollte unbedingt eingehalten werden , da ansonsten der Shape im Bereich des Verdrängers sichtbar ausser Form gerät. Ebenfalls wichtig: Während man den Shape auf max. 1 Bar aufpumpt, darf der Verdrängerbug maximal nur auf 0.5 psi gepumpt werden. 0.5 psi (BITTE NICHT BAR), das sind nur ein paar wenige Luftstösse und auf dem Manometer kaum messbar. Der Verdränger fühlt sich dabei relativ weich an. Gewöhnungsbedürftig aber mehr Druck gilt es unbedingt zu vermeiden. Ein auffälliges Schild unten am Ventil weist nochmals darauf hin.

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Das Board ist gut verarbeitet, besitzt ein grosses Gepäcknetz vorne, ein kleines hinten und sinnvolle Ösen. Während die mehr beanspruchten Abschlepp-Ösen aus Metall sind, wurden bei den Gepäcknetzen Kunststoffösen verbaut. Rein von der Belastung her absolut bedenkenlos. Im Shopalltag hatten wir allerdings vereinzelt mit verwitterten, in die Jahre gekommenen Kunststoffösen zu kämpfen… kein grosses Ärgernis, da reparabel aber wir würden Metallösen bevorzugen. Vorbildlich: Mit dem zweiten zusätzlichen Gepäcknetz hinten ist man auch für grössere Touren optimal gerüstet.

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Ein schönes, grosses Gepäcknetz. Die Ösen dürften aber gerne aus Metall sein.

Die Gummibänder der Gepäcknetze sind mit einem variablen Verschluss zum Festzurren ausgestattet. So kann man das Netz mit einem Handgriff fester oder weiter spannen. Gute Idee aber im ach so gemeinen Testalltag nervte uns jedoch der Verschluss des öfteren mit Lockern, so das wir den Gummi dann irgendwann einfach entnervt zusammenknoteten.

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TOP – das Gepäcknetz hinten!

Als Fusspad verwendet Siren ein weiches EVA- PAD im Diamond-Cut Design. Schön griffig, im Vergleich zu glatten oder linierten Pads aber unserer Meinung nach etwas weniger komfortabel.

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Der Shape wird mittels eines Stringers (eine Art eingearbeiteter Gurt) versteift. Ähnliche Verfahren wenden z.B. auch BIC oder Indiana erfolgreich an (Indiana neu sogar mit 3 Stringern).

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Beim Steifigkeitscheck selbst wurde es dann aber etwas kniffelig. Denn den Verdränger wollten wir vorsichtshalber nicht punktuell durch die Böcke belasten… Die Luft rauslassen am Verdränger wollten wir auch nicht, denn ohne Luft im Verdränger wäre womöglich die Steifigkeit evtl. etwas geringer… also entschlossen wir uns dazu das Board einfach ganz frech umzudrehen. Für einen Ersten groben, sichtbaren Check reicht uns das aus.

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Der Verdränger bringt auch ein wenig mehr Steifigkeit im vorderen Bereich

Und wie ihr erkennen könnt ist die Steifigkeit ordentlich. Wir hatten zwar schon durchaus steifere Boards im Test aber unserer Meinung nach ist das Ray DH absolut noch im grünen Bereich. Und das mir einem Bar Druck und ohne weitere Steifigkeitsfördernde Generika wie 2 Bar Luft, nachträglich zu montierende Schienen oder ähnlichem Aufwand… Speziell fällt auf das die Steifigkeit im Bereich des Verdrängerbugs höher ist.

Doch so sehr die Theorie uns auch zu Blenden vermag, die eigentliche Wahrheit zeigt sich erst auf dem Wasser…


Und dort, im kühlen Nass des Ägerisees gehen wir den Werbeversprechen auf den Grund:

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Der steil stehende Bug sieht nach Angriffsposition aus!

Legt man das Board ins Wasser, so hebt der Bug durch die zweite Kammer leicht nach oben ab. Beim Ersten vorsichtigen draufstehen hatte ich deshalb noch ein ganz leicht stelziges (nicht unsicheres) Standgefühl was sich allerdings beim anpaddeln sofort legt. Die Breite von 76cm sorgt an sich für gute Standsicherheit und ermöglicht auch sportlichen Einsteigern nach etwas Übung ein trockenes vorankommen.

Apropos Vorankommen – denn genau hier soll jetzt der Verdränger wirken.

Und das wirkt er auch, zunächst aber etwas unerwartet. Beim Anpaddeln bereits hat man das subjektive Gefühl mehr Wasser vor sich herzuschieben, es scheint der Bug müsse so eine Art Walkarbeit verrichten. Das Wasserbild vorne bestätigt diese Annahme. Es fühlt sich nicht wirklich langsam an aber auch nicht gerade effizienter als andere Inflatables.

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Unter Last und mit Vortrieb liegt der Bug satt im Wasser.

Aber das ernüchternde Gefühl legt sich schnell. Denn mal auf Geschwindigkeit gebracht, hebt sich der Bug leicht und es kommt eine Art “Flow” auf. Ein Gefühl des schönen, effizienten Vorankommens… ähnlich wie wir es bei klassischen Verdrängern vom Hardboard-Segment her kennen.

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Der Geschwindigkeitsmesser liefert uns Fakten

Beim zweiten Test statten wir das Board mit einem Geschwindigkeitsmesser aus, fahren mit zwei ähnlichen Touring Shapes nebenher. Es bestätigt sich der Erste Eindruck. Beim leichten Anpaddeln selbst ist der Vorteil des Verdrängers nicht spürbar. Wir paddeln etwas sportlicher, 8 km/h lassen sich noch sehr gut und lange halten….. nach und nach geht dem zweiten und dritten Tester die Luft aus. Wir tauschen die Boards und haben jeweils die selben Eindrücke. Wir verheiraten unsere Erfahrungen mit denen von unseren Kunden die das Board bereits getestet oder verglichen haben und kommen zum Ergebnis das der Verdränger tatsächlich im Einsatz funktioniert. Nicht spektakulär, zuerst rein subjektiv beim anpaddeln etwas schwerfällig aber je länger man die Strecke mit Geschwindigkeit halten möchte desto sicht- bzw. spürbarer der Vorteil. Wie genau dies funktioniert und wie viel effizienter das wirklich ist, dazu möchten wir keine Mutmassungen aufstellen. Dazu müssten wir wahrscheinlich Professoren, Sensoren und weitere Messinstrumente sprechen lassen…

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Der Geradeauslauf ist, so würden wir sagen mit 5-6 Paddelschlägen pro Seite eher Durchschnitt. Hier scheint der Verdränger kaum zu wirken. Wir vermuten das hier der ziemlich Runde Bug unten aufgrund fehlender Kanten auch keine zusätzliche Führung geben kann. Mit einer besseren, grossflächigeren Finne könnte man da sicher noch einiges rausholen.

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Das Siren reagiert auf Gewichtsverlagerung nach hinten sehr sensibel. Der Verdränger hilft dabei den Bug noch schneller aus dem Wasser zu heben. Und so muss man gar nicht so weit nach hinten gehen um die Schnauze gen Himmel zu heben. Dies geschieht zudem auch sehr sicher. Erst weit hinten wird es dann wackelig.

Ein gutes Gefühl auch bei kleineren Wellen. Der Spitze, kantige Verdrängerbug eines Hardboards hätte hier das Nachsehen. Beim abgerundeten Verdränger des Siren Ray HD dagegen scheint die Welle mit weniger Druck & sanfter am Board zu agieren. Im Meer konnten wir das Board leider noch nicht testen. Der sinngemässe Einsatz des Board liegt im Flachwasser.

Nun wäre da noch das Versprechen zusätzlicher Sicherheit. Siren bemüht dazu die EU Norm EN 15649 -1/2/3, deren erotischer Name besagt, dass ein I-SUP Sicherheitstechnisch über eine zweite Luftkammer verfügen muss. Ich möchte mich hier nicht über Sinn- und Unsinn diverser EU-Normen auslassen… Grundsätzlich ist alles was Sicherheit erhöht auch sinnvoll aber ich bezweifle ob diese zweite Luftkammer in der Realität, im Ernstfall wirklich von Nutzen ist. So wenig Luft, so wenig Druck, so wenig Volumen… angenommen dem Shape geht wirklich die Luft aus, so hinge dieser irgendwann schwer im Wasser herum. Ein schwimmendes Vorankommen wäre nahezu unmöglich… Sicherheitsprodukte wie z.B. Restube oder Schwimmweste sind da unserer Meinung nach sicherheitstechnisch weitaus sinnvoller.

Wir würden Siren deshalb raten den Verdränger als das zu vermarkten was er wirklich ist. Denn er hat ja eindeutig seine Stärken. Um den Geradeauslauf und die Sicherheit zu erhöhen empfehlen wir Nutzern dagegen die altbewährten Massnahmen wie grosse Finne, Schwimmweste und Restube.


Fazit: Für uns ist das Konzept durchaus stimmig. Das Siren Ray DH ist ein schnelles Flachwasserboard mit dem man sich sowohl auf langen Touren als auch auf sportlichen Workouts wohl fühlt. Fortgeschrittene wissen sein Potenzial zu schätzen aber auch Einsteiger kommen mit dem Rochen relativ rasch zurecht. Richtig sportliche Fahrer würden sich aber über ein Modell in 14 Fuss Länge und etwas schmälerem Shape freuen.

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Wer den etwas höheren Rüstaufwand der zweiten Kammer nicht scheut, der bekommt mit dem Siren Ray DH ein schnelles, Board mit eigenständigem Charakter.

Während das “normale” Ray aus gleichem Hause nicht ganz in unser Portfolio passt, hat Siren mit dem grossen Bruder Ray DH für uns ein wirklich ganz spezielles, interessantes Ross im Stall. Für knapp 1300 CHF bekommt man Innovation zum fairen Preis. Ein Grund wieso wir das neue Siren Ray DH mit in unseren Shop aufgenommen haben!

Eine ähnlich- wirkende Innovation, anders interpretiert, mit anderer Zielgruppe werden wir hier übrigens in Kürze testen. Das Airboard Rocket 14′. Das Board der Schweizer Inflatable-Spezialisten hat eine sehr ausgeprägte Schnauze und gilt mittlerweile schon fast als berüchtigte Inflatable-Geheimwaffe an Rennen. Wir gehen der markanten Schnauze auf die Spur und werden dieses Board in Kürze hier testen.

So und jetzt liegt es wieder an Euch… Hört auf zu lesen – Testet das Siren Ray DH – vergleicht es mit anderen Boards. Macht Euch selbst ein Bild und entscheidet selbst was Euch am besten passt!

Zu bewundern, begrabschen, testen und kaufen gibt es das Ray DH Board im guten Fachhandel… Unter anderem natürlich auch bei den SUP-Piraten am Ägerisee. –> Das Siren Ray DH 12’6 im SUP-Piraten Shop

Euer Standup-Pages Team

*Wichtig: Dieser Test ist kein offizieller Produkttest und ersetzt keine Probefahrt durch Dich! Er beruht lediglich auf unseren eigenen Erfahrungen, auf unserer persönlichen Meinung zu diesem Produkt (frei von Sponsoring). Dein Fahrkönnen, Deine Gewohnheiten und Bedürfnisse sind bei der Wahl des passenden Stand Up Paddle Boards unbedingt mit einzubeziehen.