Snow-SUP – Wir haben es probiert!

5720
Snow-Surf

Nachmittags 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit, Unterägeri, 47er Breitegrad, 727 m über Meereshöhe, Tatort – die Region um den SUP-Piraten Surfshop – der Tag begann so unschuldig…

… und er veranlasste uns letztlich zu diesem neuen Bericht, heute zum Thema Snow-SUP

Mit einem SUP-Board einen Schneebedeckten Hang hinunter heizen…. das haben wir nun schon ein paar mal z.B. auch mit Surfboards auf Youtube gesehen und diskutiert. Zugegeben, also es gibt wirklich sinnvollere und vernünftigere Unternehmungen, die man machen und ausprobieren kann. Aber mal ehrlich, sind es nicht manchmal die unkonventionellen, die richtig unvernünftigen Dinge die ganz besonders viel Spass machen?

Diese Schnapsidee kam uns jedenfalls kürzlich, als wir eigentlich ganz unschuldig & genussvoll über den Ägerisee paddelten.

SUP-im-Schnee

Siehst Du es? Dort hinten am Horizont, in der Weite der Ägerialer Binnenlandschaft schraubt sich die Nordwand des Wildspitz-Massivs gen Himmel. Unten am Fusse des Bergs – unser Ziel, eine gar märchenhaft-anmutende, schneebedeckte Landschaft mit sanften Hügeln – perfekt für eine gemütliche SUP-Pause am Ufer!

„Hach Steve, wie gerne ich es doch einmal versuchen würde, mit einem SUP Board da runter zu heizen.“ Steve schaut mich nach dem leichtsinnig dahingesagten Satz an… sein Grinsen verheisst nichts Gutes, nein gar nichts Gutes!!! Mit schwant, ein Satz den ich womöglich eine ½ Stunde später bereuen könnte, denn der Steve nimmt mich stets beim Wort!

Snow-SUP

Der See ist heute ganz besonders auffallend ruhig, kein Lärm, kein Wind, keine Vögel… nur das Echo meines Satzes das irgendwie nicht verhallen mag. Es ist als warte alles gespannt nur darauf, dass ich mich heute zum Dackel mache. Der Nebel lichtet sich langsam, auch die Sonne blickt immer mal wieder fast schaulustig aus ihrem Wolkenversteck hervor.

SUP-Winter

Am Ufer angekommen, folgt die Stunde der Wahrheit. Der irdischen Vergänglichkeit vor Augen, entferne ich die Finne aus meinem geliebten Kajuna Board und steige wortlos hinauf, versinke dabei immer wieder im Pulverschnee. Der „gefühlt“ 500 m lange Fussmarsch entpuppt sich nüchtern von unten betrachtet als eine doch recht überschaubare Höhe. Mit den Worten „geh weiter hoch“  versucht der, von purer Sensationsgier getriebene Steve mich zum weitergehen zu animieren. Doch mir ist wurscht was er sagt. Ich bleibe hier stehen – aus, fertig, Basta!

20m über dem Abgrund, stehe ich nun, hadere mit Sinn & Wahnsinn. Schei… [Zensur], ich bin weder bisher auf einem Snowboard gestanden, noch bin ich sonst ein balancemässiger Überflieger.

Stand-up-paddling-schnee

In Toilettenstellung begebe ich mich aufs Board, und das wird sauschneeeelll, wow… ich fetze los, es ist als ziehe mir jemand den Boden unter dem Füssen weg. Ein paar Meter später ist es dann auch weg – das Board. Es saust halterlos in Richtung Wasser, als wolle es mir zeigen – “hey, da gehöre ich hin und nirgendwo anders”! Mich wickelt es gnadenlos in den Schnee… ich grabe mich aus… haaach war das lustig. Verdammt kurz aber durchaus witzig! Steves taktlosem und spöttischem Lachen nach zu urteilen, muss das ganze wohl irgendwie ziemlich dämlich ausgesehen haben.

Ok zugegeben, wahrscheinlich hätte das bei Steve schon etwas lässiger ausgesehen, verfügt er doch über sehr ausgeprägte Boardergehne. Eine alte, besonders-hartnäckige Kriegsverletzung verdammt ihn jedoch zum zuschauen & filmen. Und das ist ja auch nicht schlecht, denn würde er nicht unten stehen, könnten wir das Ganze ja schliesslich auch nicht für Euch, für unsere Nachwelt festhalten.

SUP-Fotos

„Aber dem zeige ich es jetzt trotzdem! Pah, es wäre doch wirklich gelacht wenn ich das nicht noch besser hinbekommen würde… “ Und siehe da, der zweite Versuch grenzt schon an eine regelrechte Offenbarung. In nackten Zahlen ausgedrückt, spiegelt sich das in einer um ca. “20% verlängerten Talabfahrt” wieder, wooow!

Paddle-Board-Snow

Nach 10 weiteren Versuchen und Steve’s hartnäckigem Coaching ist zwar noch kein Quantenspung – aber bereits eine deutliche Steigerung zu erkennen, so zumindest meine Wahrnehmung. Sogar das Lenken mit Paddel funktioniert nun irgendwie. Es macht wirklich einen riesen Spass!
Theoretisch müsste der Schnee aber noch viel tiefer sein. Man rutscht sonst einfach viel zu schnell davon und kann das Board dabei weniger gut kontrollieren. Ein klarer Fall von: „Die widrigen Umstände sind Schuld.“

SUP-Outdoor

Ich bin geschafft, kaputt und ziemlich müde. Steve packt seinen Survival-Rucksack aus (Anmerkung: Also eine Frauenhandtasche ist wirklich ein Dreck dagegen). Es scheint wie ein Fass ohne Boden… ich warte nun nur noch darauf, dass er das Kaninchen aus dem Sack herauszieht. Neben zahlreichen High-Tech Fresspaketen, Handwärmern, MacGyver Werkzeugen  und allerlei absolut überlebensnotwendigen Outdoor-Waffen zündet er sein kleines Öfeli an, brüht uns damit einen leckeren, heissen Kaffee. Cool, also sollten uns allen mal irgendwann Errungenschaften wie Strom, Licht & Technik im Stich lassen… beim Steve wären wir womöglich alle gut aufgehoben.

Haaach ist das schön, draussen in der frischen Natur, den glitzernden See vor Augen… einfach sein und geniessen. So, genau so und nicht anders muss das SUPer Leben sein!

SUP-Winter-See

Dank dem genialen Dador-Trockenanzug und der weiteren SUP-Ausrüstung spielt auch das Wetter auch absolut keine Rolle. Das hochlaufen im Tiefschnee, Paddeln, minus 5 Grad, Wasser, Matsch, sitzen im Schnee… man friert und schwitzt quasi kaum, bleibt absolut trocken. Man behält einfach ein gutes Körperklima, so wie ich es mir auch manchmal bei Skifahren in meiner Skikleidung wünschen würde.

Doch ich will nicht allzuviel ablenken vom Geschehen… die zweite Session steht an.
Hmmm… also wisst ihr vielleicht woran das nur liegt? Das Individuum „Mensch“ bekommt irgendwie nie genug. Er will einfach immer, immer mehr… immer weiter & höher hinaus! Diese Gesetzmässigkeit will nun wohl scheinbar sogar auch bei mir keine Ausnahmen machen. So schreite ich voller Tatendrang voran. „Auf geht’s Andi – stell dich nicht so an – nun muss wirklich was gehen“ macht Steve mir unmissverständlich klar. Begleitet wird sein Motivationsgeschrei von drei ganz besonders-dreckigen Lachern… mir ist ganz klar: mein Coach, der will jetzt wirklich Knochen fliegen sehen! Erschreckend wie animalisch Menschen doch im Blutrausch werden können.

stand-up-paddling-Snow

Ich stampfe empor, die kleine Senke gibt mir Sicherheit. Perfekt für mich… nicht zu abschüssig, schön viel Platz… jetzt kann’s losgehen. Unten gesellen sich nun schaulustige Wanderer zu Steve, blicken ungläubig auf den Hügel und gaffen… kennt ihr das Gefühl? Man steht oben auf einem Fenstervorsprung eines Hochhauses und alle warten bis man springt? Äusserst unbehaglich, wie ich finde…

Ich spiele etwas auf Zeit… setze mich aufs Board, Schuhe an und wieder aus… und siehe da, die sabbernde, sensationshungrige Meute läuft gelangweilt weiter.

So jetzt…  Jetzt fühlt es sich gut und „richtig“ hoch an… also richtig hoch und weil ich mein Gummiboard scheinbar noch mehr liebe als meine Gesundheit, kette ich mich auch noch mit einer Leash ans Board. Denn nicht auszudenken, wenn mein Kajuna da unten ganz alleine ohne mich in See stechen würde… ein absolut inakzeptabler Zustand den ich tunlichst vermeiden möchte. Ja und wie heisst es denn so schön: „Mitgehangen, mitgefangen!“

Paddle-Board-Schnee

Und los geht’s… nach ein paar Paddelschlägen nehme ich richtig Fahrt auf. Hei hei ist das schön, das Ding wird immer immer schneller, aber es lässt sich noch gut kontrollieren, auch die Kurven klappen langsam wie aus dem FF… ein unbeschreibliches Feeling. Da das Board jedoch einer Lawine gleich, schneller und schneller wird und ich nur begrenzt Lust auf einen unmittelbaren Abstecher ins Wasser verspüre, springe rechtzeitig ich vom Board ab… aber halt! War da nicht noch was…???!!! Das starke Reissen und Ziehen am Fuss gibt mir die unmissverständliche Antwort darauf…

SUP-Winter-Schnee

Das Board schleift seinen wehrlosen Halter erbarmungslos an der Leine noch einige Meter hinter sich her, kommt dann aber letztlich noch im trockenen zum Stehen. Fuss dran, Paddelspitze oben am Berg gesichtet, Board ist nun weiss… uff, alles Ok!

Heissaa das war spassig 🙂

Und Steve’s nach oben gestreckter Daumen ist der Lohn… Danke Steve! Ja das alleine war schon jede Mühe wert!

Am liebsten würde ich gleich nochmal und nochmal… aber Steve bekommt schon müde Arme vom filmen, im Tal macht sich langsam die Dunkelheit breit, ausserdem meinte ich vorhin im Schnee, Nebel & Unwetter geschmeckt zu haben. So stechen wir, mit sehr intensiven Eindrücken wieder in den See. Einmal drehe ich mich noch wehmütig um… sehe die Spuren meines Tuns im Schnee verewigt… bis bald, wir kommen ganz sicher wieder.

SUP-Winter-Schweiz

Grinsend voller Vorfreude auf das unten folgende Video gleiten wir übers Wasser gen Heimat.

Unser Fazit:
Unglaublich für was man so ein robustes iSUP-Board so alles missbrauchen kann.

Egal ob als Notbehelfs-Brücke über abgrundtiefe Schluchten (Bild folgt), als Matratze beim Outdoorabenteuer oder gar als Schneeboard. Letztgenanntes ist auch für Anfänger wie mich nach ein paar Versuchen erstaunlich gut machbar… es ist anstrengend, muss man doch sein Board selbst den Berg hinauf schleppen aber es macht wirklich extrem viel Spass. Es bleibt somit zu hoffen, dass die hiessigen Bergbahnbetreiber und Tourismusexperten schnell auf diesen Trend aufspringen.

Ach ja, falls mal kein Schnee liegen sollte: Man kann das Board auch nebenbei sehr gut zur Fortbewegung im Wasser verwenden… ja, richtig gelesen! Ein Gebrauch, dem wir hier in den Standup-Pages natürlich auch schnell mal auf den Grund gehen werden – versprochen! 😉

Anbei das Video vom Snow-SUPen:

Anbei dazu noch ein paar nützliche Tipps und Hinweise –> von Anfänger zu Anfänger:

  • Das Ganze ist wirklich ein absoluter Quatsch und nicht zur Nachahmung empfohlen
  • Wer es trotzdem nicht lassen kann, wer so wie wir nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, der sollte einen Hang wählen, der nicht zu steil ist und unten ausreichenden Auslauf besitzt
  • Am besten & sichersten funktioniert es bei „richtigem“ frischen Tiefschnee (Eishänge oder festgefahrene Pisten dagegen unbedingt meiden – das Ding geht wirklich ab wie Schmids-Katz). Nebenbei ist auch die Verletzungsgefahr im Tiefschnee geringer.
  • Es sollten sich keine Gegenstände oder gar Personen auf der Piste oder unterhalb davon befinden. Denn in der Regel hegt niemand den Wunsch von einem 12 Kilo Board überfahren zu werden.
  • Die Herstellergarantie bei einem solchen gewissenlosen Missbrauch des Boards, des Paddels & der Leash geht unter Umständen flöten
  • Die Finne unbedingt raus machen, es sein denn, man möchte (und darf) den Acker darunter umpflügen
  • Wenn man ein paar Übungsversuche hatte und höher hinaus möchte, dem rate ich eine (Fussschonende) Coiled Leash anzulegen. Im Worst-Case Fall ist dann halt u.U. das Board mit dem Fuss komplett weg. Im Regelfall hindert man das Board aber effizient am selbständig machen und kommt bereits nach wenigen hundert Metern sicher zum Stehen.
  • Ein stabiles, nicht allzu breites & langes Inflatable nehmen (doppelwandig wäre von Vorteil), bitte ohne fixe Seitenfinnen.
  • Relativ weit hinten am Board stehen. Dies sorgt für eine bessere Kontrolle und geringere Geschwindigkeit.
  • Im Surfstyle stehen oder ähnlich wie bei einem Pivotturn (ein Bein nach vorne und eines nach hinten) und tief dabei in die Knie gehen. Rücklage möglichst vermeiden.
  • Das (vario) Paddel klein machen. Man hält es auf dem Board immer seitlich am Körper leicht nach hinten und unten gestreckt – bitte aber „niemals“ nach vorne!!! (Ansonsten ist die Gefahr gross, das man eins wird mit dem Paddel, sich das gute Stück in den Körper rammt – getestet und nicht empfohlen, Autsch). Ich empfehle ein robustes Paddel.
  • Einsatz des Paddel rechts = Rechtkurve / Paddel-Einsatz links = Linkskurve. So zumindest die Theorie.
  • Schuhwerk sollte warm sein, wasserdicht und eine ordentlich profilierte Sohle haben, ansonsten rutscht man im Schnee & auf dem Board wie ein verhinderter Eiskunstläufer herum.

Aloha
Euer Standup-Pages Team