Die richtige SUP Finne

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SUP-Board-Finnen-Test

Auf die Länge kommt es an…

… aber nicht nur, denn Winkel, Breite und Form haben einen mindestens genauso grossen Einfluss auf die Fahreigenschaften einer Finne.

Das Thema ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt bereits zahlreiche Tests, Meinungen, Empfehlungen und Tipps wie die richtige Finne auszusehen hat. Speziell im Race Bereich, wo die Finne u.U. den entscheidenden Sekundenvorsprung liefern kann, lohnt sich das probieren & studieren auf jeden Fall.

Aber auch der Otto-normal-SUPer spürt den Unterschied. Er kann mit der Wahl der richtigen SUP-Finne einiges aus seinem Board herausholen. Natürlich nur bedingt, denn aus einem kurzen Wave SUP mittels langem Schwert einen Tourer zu machen ist nicht möglich. Die Finne kann zwar durchaus den nötigen Schliff geben, die Gesamtcharakteristik des Boards dagegen mag sie nicht zu beeinflussen.

Da wir selbst gerade Ausschau nach den perfekten Finnenlösungen für den Alltagsgebrauch halten, haben wir die Bücher gewälzt, getestet, gebastelt, gefeilt und probiert.

SUP-Board-Finnen-Test

Anbei die Zusammenfassung unserer Erfahrungen:

Da Boards in hiesigen Gefilden überwiegend mit einer zentralen Finne gefahren werden, widmen wir uns in diesem Bericht auch speziell nur der Mittelfinne.

Eine gute Mittelfinne besteht aus einem harmonischen Zusammenspiel zwischen Fläche, Form und Länge. Letztlich ist diese dann aber auch nur ein Teil Deines ganzen Board-Konzepts. Das bedeutet: Man muss die Finne auch unbedingt im Gesamtkontext sehen.

Finnengrösse:

  1. Die Finnenlänge: Je länger eine Finne ist desto mehr Geradeauslauf und Stabilität bringt sie. Aber mit zunehmender Grösse jener Kante, welche ins Wasser schneidet geht auch Geschwindigkeit verloren. Eine kleine Finne bringt somit rein widerstandstechnisch gesehen mehr Geschwindigkeit als eine Grosse. Allerdings kostet diese Kleine wiederum zusätzliche Körner (und letztlich auch wieder Geschwindigkeit) wenn‘s ums Thema Geradeauslauf geht und das Board wird zudem etwas wackeliger. Eine schlaue Kompromisslösung ist also hier gefragt.
  2. Die Finnenfläche: Die Finnenfläche sollte unbedingt auch im richtigen Kontext mit der Länge gewählt werden. Es gilt, je grösser die Fläche, desto mehr Fahrstabilität und auch Griffigkeit. Die Kehrseite einer grossen Fläche sind eine kleinere Anfahrtsgeschwindigkeit und eine geringere Drehfreudigkeit. Auch hier also ist ein guter Kompromiss gefragt. Schwerere Fahrer oder Tourenfahrer wählen oft grössere Finnen, leichtere Fahrer oder SUPer die gerne im Wasser spielen, eher kleinere.
  3. Die Finnendicke: Dünne Finnenprofile schneiden besser ins Wasser und sorgen so in der Regel für geringeren Widerstand. Je nach Material büsst man jedoch hier u.U. an Steifigkeit und Robustheit ein. Gut also, wenn man auch hier die Vernunft walten lässt.

 

Die Finnenform:

Ein sehr komplexes Thema. Hier spalten sich auch einige Geister. Von Dolchähnlichen Finnen bis hin zur Delfin-, Keil oder Blattformen ist alles zu haben…

Die Form ist nicht nur optisch das eigentliche Kunststück im Finnenbau. Berechnungen sind sehr komplex und ergeben bei verschiedenen Rahmenbedingungen und Testpersonen auch oft völlig unterschiedliche Ergebnisse. Was wir gemerkt haben ist, das die weicheren, unauffälligeren Designs oftmals angenehmer und harmonischer zu fahren sind als manche der aggressiven, futuristischen & spektakulären Bodys.

Anbei haben wir ein paar der geläufigsten Finnenformen illustriert, ihnen einen (eigene) Namen und unsere Anmerkungen dazu angegeben. Beachte aber: Dies sind nur grobe Anhaltspunkte. Es gibt unzählige weitere Formen und es sind manchmal auch nur Nuancen in der Formgebung die die Fahreigenschaften beeinflussen. Ausserdem spielen ja wie oben erwähnt immer noch die Masse mitunter eine tragende Rolle.

Delfin Style

SUP-Allround-Finne-Ratgeber
Die Delphin Finne besitzt eher weiche Radien

Nicht spektakulär aber wohl zu Recht die Standard-Finnenform! Diese kommt auch bei den meisten Serien-SUP Boards zum Einsatz. Eine ordentliche Fläche bei einer mittelgrossen Wasserschneid-Kante bringt einen guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Geradeauslauf. Seegras bleibt aufgrund des Winkels und den Radien kaum daran hängen. Gute Allroundfinnenform. Von extrem klein bis extrem gross erhältlich. Wir testeten auch eine sehr lange, in der Form modifizierte, zurechtgefeilte Delfin-Finne in 10″. Diese brachte eine Überraschend gute Performance selbst auch bei langen Touren. In Kürze ist sie unter dem Namen Kajuna Mr. Cockscomp im SUP-Piraten Shop erhältlich.

Wing Style

Touring-SUP-Finne-Ratgeber
Tourer mögen viel Fläche von oben bis unten
Touring-Race-SUP-Finne-Ratgeber
Etwas Raciger designed

Kommt wie im Bild links so oft z.B. bei Touringboards zum Einsatz. Sorgt für einen sehr guten Geradeauslauf. Die lange Wasserscheid-Kante verringert jedoch die Geschwindigkeit. Top im Flachwasser, für Fluss dagegen weniger geeignet. Tipp: Am besten nicht zu lang (bis ca. 9“) und mit nicht zu steilem Winkel wählen. Dann kann sich A. weniger Seegras verfangen und B. bringt sie mehr Speed. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der relativ preisgünstigen BIC Touringfinne gemacht. Im 2ten Bild seht ihr eine abgewandelte Race-lastigere Finne, welche noch spritziger ist.

Blade Style

Race-SUP-Finne-Ratgeber
Sehr schmal und lang

Finnenform mit super Geradeauslauf aber auch geringerer Geschwindigkeit. Diese Form sorgt Aufgrund der in Relation zur Länge gesehenen Fläche (nur) bei einer Gewichtsverlagerung nach hinten noch für eine einigermassen gute Drehfreudigkeit. Für kräftige Sportler Top, welche Geradeauslauf über alles schätzen. Tipp: Wählt eine Finne mit flacherem Winkel (siehe Abbildung) für bessere Performance bei Seegras und Co.

Mittelflossen Style

Renn-SUP-Finne-Ratgeber

Racer schwören darauf. Diese Finne ist relativ kurz. Die womöglich schnellste Form. Die kleine Wasserschneidkannte bringt minimalen Widerstand. Die Fläche sorgt (im passenden Board) dennoch für guten Geradeauslauf. Speziell für lange SUP-Boards (z.B. Race und Touring) sehr gut geeignet. In kürzeren Boards fehlt dagegen oft etwas die Spurtreue bzw. Stabilität.

 

Das Finnenmaterial:

Das Material beeinflusst die Steifigkeit, Robustheit und das Gewicht einer SUP Finne.
Aber das Gewicht spielt unserer Meinung nach für den Normalo-SUPer eine völlig untergeordnete Rolle. Ein paar Gramm mehr oder weniger unterm Board sind so gut wie gar nicht spürbar. Vielmehr sollte man bei so einem belasteten, exponierten Bauteil im gemeinen SUP-Alltag Wert auf die Robustheit und Dauerhaltbarkeit setzen. In Anbetracht steiniger Bergseen und Flüsse raten wir daher von besonders schwindsüchtigen, superleichten und oft auch teuren Finnen ab.

SUP-Board-Finnen-Honeycomp
Günstig, robust & schick – Honeycomp Finnen liegen im Trend

Werkstoffe wie Carbon, Glasfaser, Glasfaser mit Honeycomp Konstruktion oder Finnen aus hartem Kunststoff haben sich hier bewährt. Auch verglaste Holzfinnen, wie jene Schmuckstücke von Woodyboards oder Ebensurf sind wunderschöne Exponate… die allerdings entsprechend vorsichtig zu behandeln sind.

SUP-Holzfinne
Holzfinnenkunst in Perfektion gibt’s bei ebensurf.ch und supwoodyboards.ch

Welche Finne passt in mein Board?

Im SUP Bereich haben sich bei den Center Finnen das US-Box System oder bei manchen Inflatables das Steckfinnensystem durchgesetzt.
Steckfinnen sind in ca. 3 Grundgrössen und 2-3 verschiedenen Formen erhältlich. Hersteller wie z.B. BIC oder Naish verwenden bei ihren Inflatables einen einheitlichen Steckfinnenstandart und sind so untereinander kompatibel. Einige No-Name Marken dagegen haben wieder eigene Systeme, für die es im normalen Handel oft auch kein Ersatz gibt. Im Zweifelsfall am besten die alte Finne beim Kauf einer neuen Finne mitnehmen.

SUP-Steckfinnen
Die beliebte Steckfinne von Naish

Beim US-Box System profitiert man von einer riesigen Auswahl an möglichen Wechselfinnen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Mittlerweile setzen manche Hersteller (vor allem bei Inflatables) auf etwas kürzere US-Box Kästen. U.U. kann der Finnenschlitten der neuen Finne also zu lang ausfallen. Auch sind uns aus dem gemeinen Shopalltag Toleranzen in der Kastenbreite bekannt. Was zur Folge haben kann, das die Finne im Kasten zu viel seitliches Spiel hat. Ein immer wieder auftretendes Problem speziell bei Inflatables ist ausserdem, das die Führungsnut handelsüblicher Finnen u.U. zu dick ist. Theoretisch müsste eine Nut mit knapp 5mm Durchmesser überall passen, praktisch sind die Toleranzen im Kasten oft so gross, dass man mit einer 4.5mm Nut auf der sichersten Seite ist. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, der notiert sich die alte Finnenschlittenbreite-, die Finneschlittenlänge und den Durchmesser des Finnenbolzens.

SUP-Finne-Testbericht
Wichtig: Messe den Finnenschlitten sauber aus. Auch der Bolzen-Durchmesser sollte passen.

Zur Finnenkastenposition und deren Auswirkungen:

Je weiter hinten sich die Finne am Board befindet, desto grösser deren Einfluss. Befindet sich z.B. Dein Finnenkasten ganz weit hinten am Board, so darf die Finne tendenziell auch etwas kleiner ausfallen. Befindet sie sich weiter vorne, so kann die Finne ggf. entsprechend grösser/aggressiver gewählt werden. Fürs Feintuning lässt sich die Finne beim US-Box System noch ein wenig vor und zurückschieben.

Welche Finne passt nun zu mir und meinem Einsatzweck?

Überlege Dir gut, was Deine Hauptanforderungen sind und setze sie in eine Rangfolge. Willst Du mehr Standstabilität und Geradeauslauf, dann kann eine grossflächige lange Finne im Blade-Style Deine erste Wahl sein. Ist Dir Dein Board dagegen zu langsam und zu wenig anspruchsvoll zu stehen… dann mache „Kurzen“ Prozess indem Du auf eine kurze Finne im Flossenstyle zurückgreifst. Suchst Du dagegen einen optimalen Kompromiss für den Allroundeinsatz dann könntest Du mit einer ordentlichen Delphinfinne, welches es in zahlreichen Längen und Grössen gibt den richtigen Coup landen.

Wir wären nicht praxisorientiert, würden wir nicht nach dieser Theoriestunde auch eine eigene Lösung zu diesem Thema präsentieren. In Kürze wird deshalb unser neues Baby, die „Kajuna Mr. Cockscomp Finne“ das Licht der Welt erblicken.

Aloha, Eure Stand Up Paddling Peoples

Update: Das neue 2016er Kajuna Finnensortiment umfasst die wichtigsten Finnen:

SUP-Finnen-Kajuna

Zu beziehen bei den SUP-Piraten!

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